„Ich kann nichts dafür, dass meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe.“ (Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theodore)
Meine Reiseroute (Teil 2): … Amsterdam / Uttrecht / Arnheim / BAB 3 Raststätte Hünxe
Der Mann ist ein Genie, ein Erfinder. Nein, die Photographie hat er mit Sicherheit NICHT erfunden – das war ja Nicéphore Niépce und der starb zwanzig Jahre bevor dieser hier geboren wurde. Der Mann, um den es jetzt geht, der schuf etwas ganz anderes und zwar eine neue Sicht der Dinge. Das hier ist seine Geschichte, jedenfalls aus meiner persönlichen Sichtweise:
Vincent, so hieß er, war sechzehn Jahre alt, ein junger Mann ohne konkrete Ziele. Deshalb entschieden seine Eltern für ihn, dass er in der Kunsthandlung seines Onkels einen soliden Beruf erlernen soll. Dort stellte man jedoch bald fest, dass Vincent keine Freude an der Arbeit in einem engen Büro verspürte – immer wieder schlich er sich während der Arbeitszeit ins Freie. Nach vier Jahren wurde er deswegen zuerst in eine Filliale nach London versetzt, aber auch da machte er seinen Vorgesetzten keine rechte Freude. Also verschob man ihn 1875 in die Pariser Filliale der Kunsthandlung. Dort, an der Seine, gefiel es Vincent zwar, aber die kunsthändlerische Arbeit, das war wirklich nicht seine Welt. 1876 trennte sich sein Onkel von ihm, schickte ihn zurück nach Holland. Vincent war gescheitert und seine Eltern ratlos.
Inzwischen arbeitet sein jüngerer Bruder Theodore an Vincents Stelle in der Kunsthandlung des Onkels und war dabei wesentlich geschickter. Doch die Familie bewegte nur die eine Frage: Aber was sollte bloß aus Vincent werden? Der war inzwischen schon 24 Jahre alt und hatte immer noch keine Lebensperspektive. Die suchte er schließlich in einer Ausbildung zum Pfarrer. Mit Inbrunst und Leidenschaft widmete sich Vincent van Gogh der Vorbereitung auf das Theologiestudium. Jedenfalls zuerst. Doch das strikte, strenge Studium der Religionswissenschaft dauert ihm zu lange und so bricht er es ab und wird Laienprediger. Eine weitere Enttäuschung für seine Eltern.
Im Süden Belgiens findet er tatsächlich eine Anstellung als Evangelist. Eine karge Gegend und da muss man als Kirche seine Ansprüche ein wenig nach unter schrauben, ist froh, dass sich überhaupt jemand findet, der dort predigen will. Und trotzdem: in seiner Art ist Vincent der belgischen Kirche zu offen, den Bauern ist er zu fromm, sich selbst ist Vincent nicht fromm genug. das „Experiment“ wird abgebrochen, seine Stelle nicht verlängert.
Wer 26 Jahre alt ist und als junger Mann schon zwei Mal den Weg in den Beruf nicht geschafft hat, der ist im Holland des 19. Jahrhunderts gescheitert – genauso wie es auch anderswo zu dieser Zeit gewesen wäre. Da kann der Junge so viele versteckte Talente haben, wie er will. Die Eltern geben ihren Sohn auf, entziehen ihm die weitere Unterstützung. Allein sein Bruder Theo, ist überzeugt davon, dass aus Vincent noch etwas werden kann. „Schaut nur“, sagt er, „wie gut Vincent malen kann.“ Auch die Eltern werden wieder aufmerksam auf das „schwarze Schaf“ der Familie. Vincent schöpft Hoffnung und zeigt seine Bilder zum ersten Mal seinen Eltern. Man staunt nicht schlecht. Die nächsten sechs Jahre verbessert er stetig seine Maltechnik.
Geld verdienen lässt sich damit jedoch nicht, denn Vincents Bilder sind sehr dunkel, ganz im Stile der alten holländischen Schule gemalt. Die „Kartoffelesser“ zum Beispiel sind handwerklich hervorragend gemalt, aber selbst Theo sieht (und er hat das professionelle „Sehen“ in der Kunsthandlung des Onkels schließlich gelernt): die Bilder sind viel zu dunkel. So etwas kauft kein Mensch.
Deshalb schlägt er den Eltern vor, der Bruder könne doch einige Zeit nach Paris gehen, wo es ihm ja schon einmal gefallen hatte. Dort sind jede Menge Künstler und damit Förderung und Inspiration für brachliegende Talente. Die Eltern lehnen weiter eine finanzielle Unterstützung von Vincent ab. Da entschließt sich Thea, das Geld selbst aufzubringen, er verdient nicht schlecht und könnte Vincent etwas davon abgeben. Der möchte jedoch keine Almosen haben. deshalb bietet Theodore seinem Bruder einen Deal an: Vincent soll, wenn er seine Bilder nicht verkaufen kann, Theo die Bilder zuschicken und der schickt ihm dafür Geld. Vincent willigt ein: der Deal zwischen den Brüdern ist perfekt.
1886 – da ist er schon 33 Jahre alt – zieht Vincent nach Paris und erkennt dort von selbst, dass sein Malstil, den er sich mit viel Mühe in Holland erarbeitet hatte, hoffnungslos veraltet ist. Vincent van Gogh entwickelt sich in Paris weiter, eignet sich in nur zwei Jahren einen völlig anderen Malstil an. Nun sind seine Bilder extrem farbig und er probiert stets neue Techniken aus. Portraitmaler will Vincent nun werden, ist sich mit einem Mal völlig sicher. Sein bestes Modell ist er selbst. Er malt Selbstbildnis um Selbstbildnis, alle unsigniert, denn sie sind ja nur Versuche. Aber jedes Bild sieht anders aus. Mal getupft, mal auf Karton. Das nächste mit dicker Ölfarbe auf Holz, eine anderes auf Leinwand.
Theo ist einerseits erfreut über die Fortschritte seines Bruders, andererseits braucht sich Vincent nicht zu wundern, dass er keine Kundschaft hat. Wenn jedes Bild anders aussieht, dann kann sich kein potentieller Kunde sicher sein, wie sein Portrait am Ende aussehen wird. Theo könnte vielleicht die Landschaftsbilder seines Bruders verkaufen, doch entschließt er sich dazu, alle aufzuheben. Und er schickt Vincent weiter Geld. Der wiederum nimmt derweil kaum Nahrung zu sich, ist abgemagert. Was er Theo in den vielen Briefen, die sie miteinander austauschen, nicht schreibt: so gut wie alles Geld von legt er in Ölfarbe und Leinwand an. Seinem Zimmer duftet stets nach frischer Farbe. Und dies obwohl er am liebsten im Freien malt.
Nach zwei Jahren zieht er um nach Südfrankreich, will dort mit seinen Freunden Henri de Toulouse-Lautrec und vor allem Paul Gauguin eine Künstlerkolonie errichten. Damit Theo weiß, wie es bei ihm „zuhause“ in Arles aussieht, hat er ihm schon einmal das Schlafzimmer abgemalt. Gerne (schreibt Vincent an Theo) würde er bei sich Freunde aufnehmen, aber es würden leider so wenige kommen. Toulouse steckt meistens in irgend einem Bordell fest, aber Gauguin käme bald zu Besuch. Doch Vincents Zimmer sind klein und karg, die Wände sind so leer. Allerdings ist das für einen Maler kein Problem. Sonnenblumen mag Gauguin sehr, das weiß Vincent. Also malt er seinem Freund einen Strauß und hängt ihn, die Ölfarben sind noch frisch als Gauguin eintrifft, einfach an die Wand.
Aber der will nicht bei Vincent bleiben, ist dessen Idee einer Künstlerkolonie nicht gewogen: man streitet sich, heftigst. Paul Gauguin muss wieder zurück nach Paris. Vincent ist einsam. Er schreibt seinem Bruder, dass er sich freuen würde, wenn dieser eine Zeit lang zu ihm nach Arles ziehen könnte. Außerdem schreibt er seinem Bruder, dass er manchmal ohnmächtig wird oder Wahnvorstellungen hat. Wahrscheinlich käme das von den Ölfarben. Und noch etwas müsse er ihm beichten: Vincent hat sich nach dem Streit mit Gauguin ein Ohr abgeschnitten.
Theo kommt sofort nach Arles und ist beunruhigt, als er feststellt, dass Vincent gesundheitlich stark angegriffen ist. Nicht nur körperlich. Sein Bruder stark untergewichtig, der Rest seines Ohres hat sich entzündet. Aber Vincent hat auch oft psychotische Anfälle. Theo kennt dies von der gemeinsamen Schwester Wilemina. Er redet auf den Bruder ein und bittet ihn, sich umgehend in eine Nervenheilanstalt zu begeben, damit dieser sich „beruhigen“ kann, wie Theodore es ausdrückt. Vincent willigt ein, erklärt sich freiwillig zu einem einjährigen Aufenthalt im Hospital von St. Rémy bereit. Seine Bedingung: er möchte dort weiter malen dürfen. Der Leiter des Hospitals stimmt zu.
Kurz bevor er in das Hospital geht, besucht er noch einmal die Gegend um Arles, prägt sich vor seinem inneren Auge alles ein, skizziert das was er sieht: die am Strand liegenden Fischerboote, die Hebebrücke, die Weizenfelder. Und er malt all dies anschließend in St. Rémy aus dem Gedächtnis heraus; darunter viele seiner besten Bilder.
Vincent van Gogh malt in diesem Jahr Bild um Bild. Es entstehen so viele Bilder am Stück wie niemals zuvor. Es sind die Sonnenblumen für seine Seele. Mit seinen Bildern will Vincent seine Welt missionieren, nicht mehr die Menschen. Und doch verbessert sich seine geistig Gesundheit nicht. Nach einem Jahr wird er aus dem Hospital von St. Rémy entlassen. Vincent zieht in die Nähe seines Bruders ins dörfliche Auvers-sur-Oise nahe Paris. Theo ist zuversichtlich: Viele bekannte Künstler haben dort schon gewohnt.
In Auvers gibt es auch einen guten Arzt, Kunstfreund und Amateurmaler: Paul Gachet. Dieser kümmert sich gerne und intensiv um Vincent und bekommt dafür von diesem verschiedene Portraits gemalt. Und Vincent fertigt am 15. Juni 1890 eine Radierung an. Um dem holländischen Maler eine Freude zu machen kauft Dr. Gachet ihm die Readieung ab und zertifiziert sie auf der Rückseite.
Kaum zu glauben, aber es ist das erste Mal in seinem Leben, dass Vincent eine Radierung verkauft hat. Vincent van Gogh fühlt diesen Glücksmoment sehr intensiv und spürt in Auvers-sur-Oise zugleich, dass er sich, seine Seele und seine Inspiration verbraucht hat. Die Folge ist eine Mal-Blockade – ein durchaus üblicher Zustand bei Künstlern, die wie Besessene eine bestimmte Zeit lang rund um die Uhr gearbeitet haben. Aber bei Vincent verdüstert das Verwelken seiner inneren Sonnenblumen den Seelenzustand.
Anfang Juli 1890 besuchte er Theodore und dessen Familie in Paris. Vincent sagt Theo ganz offen, dass er nicht mehr malen könne, fragt seinen Bruder, wie es mit ihn weitergehen solle. Theo versucht zu beschwichtigen, doch es kommt zu Auseinandersetzungen, Handgreiflichkeiten. Mitte Juli schreibt Vincent an seinen Bruder, er könne nicht mehr malen, da er „ausgebrannt“ sei und keine Ideen mehr für neue Bilder habe. Den Brief beendet mit den Worten: „Ich empfinde es als mein Schicksal, das ich annehme und das sich nicht mehr ändern wird“. – Doch Theo hat nicht die Zeit und auch nicht die Kraft, um sofort zu reagieren.
Sein Bruder streift Ende Juli 1890 unstet in der Gegend um Auvers-sur-Oise umher, als suche er weiterhin verzweifelt nach einem neuen Funken der Inspiration. Seine Sicht auf „Baumwurzeln“ könnte sein letztes fertiggestelltes Bild sein. Am 27. Juli 1890 (… dies war auf meiner Reise der dritte Tag mit meiner „ANLEITUNG ZUM GLÜCKLICHSEIN …) findet Vincent van Gogh in einer Scheune zufällig einen Revolver, geht damit auf ein Feld im französischen Auvers-sur-Oise, schießt sich damit am späten Nachmittag selbst in den Bauch und wird ohnmächtig. Am Abend dieses heißen Sommertags ist er wieder bei Bewusstsein. Mit zugeknöpfter Jacke, damit niemand etwas mitbekommt, schleppt sich der 37-Jährige auf sein Zimmer im Gasthof Ravoux. Er habe sich den Bauch gehalten und irgendwie gehinkt, erinnert sich später einer der Gäste. Der Wirt jedenfalls fand die Sache merkwürdig, stieg die Treppe zu Vincents Zimmer hinauf und hier liegt der Maler schmerzverkrümmt auf seinem Bett mit einer Revolverkugel im Bauch. Hierfür gibt es auch aus heutiger Sicht immer noch zwei unterschiedliche Gründe, die plausibel erscheinen.
Die wahrscheinlichts Erklärung ist, dass Vincent tatsächlich Suizid begehen wollte, dadurch seinem Bruder finanziell nicht weiter zur Last fallen wollte, der inzwischen eine Familie zu ernähren hatte, seine Stelle in der Pariser Kunsthandlung kündigen und sich selbstständig machen wollte. Wie sollte Theo da in Zukunft seinen Bruder angemessen finanziell unterstützen können, war wohl die Frage, die Vincent quälte. Als Theo van Gogh am Morgen des 28. Juli in Auvers-sur-Oise ankam, war Vincent kaum noch ansprechbar. Was geschehen sei, fragte Vincents Bruder den Gendarmen und der sagte ihm, Vincent habe erklärt: „Ich habe mir auf dem Feld eine Verletzung zugefügt. Ich habe dort einen Revolverschuss auf mich abgegeben. Ich wollte mich umbringen.“ Sein Leben sei an der Wurzel angegriffen, habe der Schwerverletzte gestöhnt, berichtete der Gendarm. Am Ende schrie Vincent noch zwei Mal „Ist denn keiner da, der mir den Bauch aufschneidet?“ und verstarb schließlich am 29. Juli 1890. Er hinterließ viele Hundert Bilder, überwiegend in den letzten zehn seiner 37 Lebensjahre entstanden waren, und über 1.000 Zeichnungen.
Die andere Theorie um den tödlichen Schuss besagt, dass die Tat nur eine Art Hilferuf gewesen sein sollte, denn Vincent von Gogh schoß sich nicht in den Kopf, was die effizienteste Methode gewesen wäre, seinem Leben ein Ende zu setzen, sondern in den Bauch. Folglich verlor er hierdurch nur das Bewusstsein und (noch) nicht sein Leben. Wie auch immer: Theo konnte den Tod seines geliebten Bruders nicht verwinden. Hat er sich zu wenig um Vincent gekümmert? War er am Ende zu streng zu ihm gewesen? Trägt er vielleicht gar die alleinige Schuld am Tod? – Theo beginnt sofort eine Phase umfangreicher Aktivitäten: Nach der Beerdigung von Vincent initiiert er eine Gedächtnisausstellung, doch kaum ein Künstlerfreund von Vincent will daran teilnehmen. Am Ende findet die Ausstellung in Theos eigener Wohnung statt. Er bemüht sich darum, einen Verlag zu gewinnen, der ein Buchprojekt über Vincent van Gogh veröffentlichen soll – ebenfalls vergebens.
Schließlich fordern sein ohnehin schlechter Gesundheitszustand (Vincents Bruder leidet an den Folgen einer Syphiliserkrankung) und die berufliche wie private Überarbeitung ihren Tribut. Nach einem schweren nervlichen Zuammenbruch lässt ihn die Familie in eine Heilanstalt bei Utrecht verbringen, doch Theodor stirbt dort nur knapp sechs Monate nach Vincents Tod im Alter von 33 Jahren. Einige Jahre nach Theodors Beisetzung lässt ihn seine Witwe Johanna nach Auvers-sur-Oise an die Seite seines Bruders umbetten; beide liegen seither vereint auf der Friedhof.
Johanna van Gogh lagert sämtliche Bilder, die Vincent jemals an seinen Bruder geschickt hatte, auf dem Dachboden des Hauses. Alle sind sie noch da – keines hatte Theo weiterverkauft, keines hat Johanna abgegeben: insgesamt rund 250 Stück. Von Vincent van Gogh selbst gibt es allerdings noch viele weitere Bilder, die er zumeist an Bauern zum Tausch gegen Essen abgegeben hatte oder an die Menschen verschenkte, die ihm Modell gestanden hatten. Johanna initiiert um die Jahrhundertwende Ausstellungen von Vincents Bildern und verkauft einige wenige Bilder an Sammler. Sie kann hiervon fast schon gut leben, denn durch seinen tragischen Tod ihres Schwagers haben die Bilder Vincent van Goghs in Kunstkreisen schnell an Wert gewonnen. In den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts kuratiert und ordnet sie die verbliebenen Bilder Vincent nochmals, es sind nun noch etwas mehr als 200 Stück. Hinzu kommen die Briefe und viele Hundert Zeichnungen in ihrem Besitz.
Nach Johannas Tod im Jahre 1925 erbt ihr nach seinem Onkel benannter Sohn Vincent Willem – anlässlich seiner Geburt hatte ihm van Gogh im Februar 1890, da er kein anderes Geschenk hatte, „Äste mit Mandelblüten“ gemalt – die verbliebenen Bilder, Briefe, Zeichnungen und Vincent Willem weiß dies auch zu würdigen. Der Nachlass der van-Gogh-Brüder hatte, dank der Initiativen seiner Mutter, in den dreieinhalb Jahrzehnten seit Vincents Tod, die Bewunderung zeitgenössischer Künstler und das Interesse der Kunstwelt geweckt. Um nicht zu sagen: Der Name Vincent van Gogh hatte inzwischen einen eigenen Klang bekommen.
Deshalb bittet Vincents Neffe den niederländischen Staat darum, ein Museum für die Bilder zu finden. Und zwar ein ganzes Museum alleine für seinen Onkel. Wenn dies gelänge, so Vincent Willem van Gogh, könne er sich vorstellen, alle in seinem Besitz verbliebenen Bilder, Skizzen und Zeichnungen Vincent van Goghs und dazu noch den gesamten Schriftverkehr zwischen seinem Vater und Vincent van Gogh in eine Stiftung zu überführen und diese würde alles anschließend dem Niederländischen Staat als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen.
Es dauert noch einig Zeit doch rund sechs Jahrzehnte nach Vincent van Goghs Ableben greift der Niedreländische Staat diese Idee auf und so wird im Jahr 1962 die Stiftung gegründet. Ein Jahr später gewinnt man den Stararchitekten Gerrit Rietveld für die Konstruktion eines Van-Gogh-Museums. Noch einmal gehen rund zwei Jahrzehnte ins (Nieder)Land, aber noch zu Lebzeiten vin Vincent Willem van Gogh kommt es zur Eröffnung des Museums in Amsterdam. Vincents Neffe konnte damit sowohl das Vermächtnis seiner Mutter, seines Vaters als auch das seines Onkels erfüllen. Und erstmals konnten und können sich alle Menschen in Ruhe viele der Originalgemälde Vincent von Goghs ansehen. So wie ich an diesem Tag, den ich deshalb niemals wieder vergessen werde. Erst am späten Nachmittag des 7. August 2002, kurz bevor das Museum seine Pforten schließt, verlasse ich es. Nicht für immer. Nein, keinesfalls. Denn irgendwann zieht es jeden, der schon einmal dort war, erneut an diesen Ort zurück, der voller Kunst, Genie, Wahnsinn und Tragik ist.
Über Uttrecht fahre ich nach Arnheim und dann wieder zur Raststätte Hünxe, die ich nun von ihrer ganz anderen Seite kennenlerne. Als es schon dunkel ist, schreibe ich dies alles in das ThinkPad nieder und – meine Augen fallen mir bereits zu und ich muss mich mit viel Kraft wachhalten – das Ganze noch einmal in einen Brief an meine Nichte Ina. Es ist schon spät in der Nacht, als es draußen erneut stark zu regnen beginnt und ich einschlafe.
Nachtrag: Ich weiß, dies war eine wirklich lange Geschichte, aber ich denke, sie war es (und ist es immer wieder und jederzeit) wert, so ausführlich erzählt zu werden.
Hinweis: Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge (www. telefonseelsorge.de). Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222 erreichbar. Dort erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich hier auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.